PHÄNO_cultures

Phänomenübergreifende politische (Jugendkultur-)Bildung

Mit PHÄNO_Cultures wollte cultures interactive neuartige Zugänge und Modelle einer phänomenübergreifenden Präventionsarbeit erproben. Ideen und Äußerungen der Ungleichwertigkeit, die entweder religiös, völkisch, ethnisch oder kulturalistisch begründet werden und immer mehr Eingang in die halböffentlichen Diskurse finden, werden bislang in der Regel in unterschiedlichen Präventionsangeboten verhandelt. Für manche Gruppen und Settings kann aber ein Phänomen-offener Zugang von Vorteil sein. Auch bietet sich auf inhaltlicher Ebene eine vergleichende jugendkulturelle und medial gestützte politische Bildung an – etwa in Bezug auf die demokratiefeindlichen Inhalte und Anwerbestrategien durch soziale Medien, Internet, Film- und Musikproduktion von extrem rechten und islamistischen Organisationen.

Phänomenübergreifende Extremismusprävention in Schulen und Jugendclubs

In PHÄNO_Cultures haben wir mit einem speziell zusammengesetzten und qualifizierten Team mit jungen Menschen Haltungen, die sich auf religiös begründete oder rechtsextreme Ideologien beziehen, gemeinsam diskutiert und kritisch hinterfragt. Dazu erweiterte cultures interactive e.V. seinen Jugendkulturansatz methodisch und personell um die Möglichkeit, eine dezidierte phänomenübergreifende Extremismusprävention in Schulen und Jugendclubs anbieten zu können.

Hauptziele des Projekt waren (1) die Stärkung demokratischer und menschenrechtlicher Haltungen bei Heranwachsenden allgemein und bei jenen, die sich von rechtsextremen oder islamistisch begründeten Ideologien, Medieninhalten und Gruppierungen angesprochen fühlen oder in einem entsprechenden Umfeld aufwachsen; und (2) mit geeigneten mädchen*spezifischen Formaten der jugendkulturellen politischen Bildung zu einem größeren Verständnis und einer gesellschaftlichen Integration von muslimisch geprägten Mädchen*, auch von jenen, die von extrem religiösen Ideen fasziniert sind, beizutragen.

Dazu wurden (1) Formate einer phänomenübergreifenden politischen Bildung für die primäre Prävention durch Schulprojekttage entwickelt und in sechs Bundesländern an verschiedenen Schulen erprobt und (2) in Berlin langfristige Gesprächsworkshops für die Arbeit in Mädchen*gruppen an Schule oder in Jugendeinrichtungen entwickelt und durchgeführt. Neben einer Projektevaluation hat ein Praxis-/Wissenschafts-Beirat den Projektprozess und die Ergebnisse begleitet.

Bundesweite Schulprojekttage

Ab Herbst 2018 boten wir über das Modellprojekt PHÄNO_Cultures Formate für Schulprojekttage mit bis zu 100 Schüler*innen bundesweit an. Neue Methoden einer lebensweltlich und jugendkulturell ausgerichteten politischen Bildung wurden mit einem oder mehreren Jahrgängen (8. - 10. Klasse) an Regel- bzw. Mittelschulen, Gymnasien und Oberstufenzentren zum Einsatz gebracht. Zentral war die offene Diskussion über Themen, die die Jugendlichen im Kontext von sozialer Gerechtigkeit, Demokratie und Teilhabe für alle, Gendergerechtigkeit für Frauen und Männer, aktuelle innen- und außenpolitischen Themen (Situation von Geflüchteten, Krieg in deren Herkunftsländer, antimuslimischer Rassismus, vermeintliche Benachteiligung von „Deutschen“), die von politischen Bildner*innen und Jugendkulturakteur*innen über verschiedene interaktive Methoden angeregt und moderiert wurden. Um bei Jugendlichen Perspektivwechsel zu ermöglichen, arbeitete das PHÄNO_cultures-Team mit Beispielen von jugendkulturellen Emanzipationsbewegungen aus verschiedenen Ländern wie Afghanistan, Ägypten, Syrien, Tunesien und anderen. Zudem wurden Anwerbestrategien über Internet und Soziale Medien von extrem rechten und islamistischen Bewegungen thematisiert und im Vergleich kritisch reflektiert. In Praxisworkshops wie YouTube, Rap, Graffiti u.a. eigneten sich Jugendliche Skills an, um einer jugendkulturellen Vereinnahmung durch Extremist*innen und der Verbreitung von menschenverachtenden Haltungen kritisch begegnen und entgegenwirken zu können.

“GiHip” Mädchengruppen

In Diskussionsworkshops sollte mittels HipHop die Perspektive von und mit Mädchen im Kontext Islam und im „Westen“ auf Gemeinsamkeiten und Unterschiede hin beleuchtet werden. Systematisch wurden Text- und Bildbeispiele oder Videobotschaften von HipHop-Akteur*innen aus dem Nahen Osten und Nordafrika sowie von sich selbst muslimisch verortenden Akteur*innen  zur methodischen Aufbereitung ausgesucht. Bei diesen Beispielen ging es inhaltlich um persönliche Geschichten vor dem Hintergrund gesellschaftlicher und politischer Entwicklungen in o.g. Ländern gehen, aber auch um das Leben von Muslima in Deutschland und Europa.

Die Moderation durch einen festen Teamer*innen-Stamm von GiHip-Mädchengruppen wurden vor allem in Schulen, aber auch in Jugendzentren in Berlin angeboten. Dabei fand eine Workshop-Reihe angegliedert an Schule im Nachmittagsunterricht oder in der Jugendarbeit mit einem antirassistischen, mädchenstärkenden Ansatz statt.  Die Workshop-Reihe war in sich nach den Elementen
a) Erzählen über mich und meine Wahrnehmungen
b) politische Diskussionsrunden, angeregt  durch Medien- und Jugendkulturbeispiele
c) jugendkulturelle und mediale Kompetenzerweiterung und vertiefende Reflexion
strukturiert.

Förderung

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