Erinnerungen an das rassistische Pogrom in Quedlinburg 1992
Zehn Abende lang wurde die Unterkunft für Asylbewerber*innen in der Oeringer Straße in Quedlinburg im September 1992 von überwiegend jungen Menschen angegriffen, die sich der rechtsextremen Szene zugehörig fühlten. Unter dem Beifall von bis zu 300 Anwohner*innen bewarfen sie die Unterkunft mit Steinen und Molotow-Cocktails. Die Polizei war vor Ort, griff aber zunächst nicht ein. Schließlich endete das Pogrom am 14. September 1992 mit der Räumung der Unterkunft: Diejenigen Bewohner*innen, die die Unterkunft zu diesem Zeitpunkt noch nicht verlassen hatten, wurden mit Bussen nach Magdeburg gebracht. Im Unterschied zu ähnlichen Pogromen in Rostock-Lichtenhagen, Hoyerswerda oder Mannheim-Schönau fanden sich in Quedlinburg bereits nach dem ersten Abend Menschen zu einer Mahnwache zusammen, die sich jeden Abend vor der Unterkunft versammelten, ein Ende der Gewalt forderten und versuchten, die 81 Bewohner*innen der Unterkunft zu schützen.
Unsere Kollegin Marie Jäger recherchiert zusammen mit der Initiative Oeringerstraße, die von Thai Thai und Tucké Royale ins Leben gerufen wurde, die Geschichte des Pogroms. Über den Instagram-Account oeringerstrasse92 hält die Initiative die Erinnerung an das rechtsextreme Pogrom wach. Erste Ergebnisse ihrer Recherche wurden nun im Jahrbuch der Historischen Kommission für Sachsen-Anhalt veröffentlicht. In der Zukunft plant die Initiative auch Workshops mit Jugendlichen.