Fortbildung am 25./26. April 2024: Übersehen und betroffen – Mädchen und Radikalisierung
Mädchen und junge Frauen werden in ihren extremistischen Haltungen und gewalttätigem Handeln oft übersehen. Gerade bei Polizei und Sicherheitsbehörden bleiben sie häufig „unter dem Radar“, da ihr Handeln weniger im öffentlichen Raum stattfindet. Studien und Erfahrungen der Radikalisierungsprävention zeigen dagegen, dass Mädchen und Frauen im Islamismus (wie auch im Rechtsextremismus) eine wichtige Rolle in verschiedenen Gruppierungen spielen, etwa in der Weitergabe von Ideologie on- und offline, in der Familien- und Erziehungsarbeit sowie in der geschlechtsspezifischen Rekrutierung von anderen jungen Frauen. Dabei greifen sie häufig antimuslimischen Rassismus auf, der sich bei ihnen zu einem „Opfernarrativ“ genereller Muslimfeindlichkeit in der westlichen Welt verdichtet. Damit können sie nicht selten erfolgreich bei den persönlichen Erfahrungen von jungen muslimischen Frauen andocken.
Fortbildung zur mädchenorientierten und diskriminierungssensiblen Prävention im Zusammenwirken mit Polizei und Sicherheitsbehörden
Deswegen ist eine zentrale Frage, was es für eine genderreflektierte und mädchenorientierte Prävention braucht, bei der junge Frauen, die sich radikalisieren, nicht übersehen werden, deren gegebenenfalls erhöhte Benachteiligungen dennoch sachgerecht einbezogen werden können. Außerdem stellt sich die Frage, wie das Zusammenwirken von Fachträgern der Präventionsarbeit mit Polizei und Sicherheitsbehörden durch einen mädchenorientierten und diskriminierungssensiblen Blick gut gelingen kann.
In einer zweitägigen Fortbildung von cultures interactive e.V. werden Genderaspekte in der Radikalisierung sowie mädchenorientierte Hinwendungsmotive und Rollenangebote in islamistischen Kontexten mit einer vergleichenden Perspektive auf Frauen/Mädchen im Rechtsextremismus vorgestellt. Darüber hinaus geht es um die Frage, wie weibliche Personen für extremistische Szenen aktiv werden und in welcher Weise sie auch gewalttätig in Erscheinung treten. Diskriminierungserlebnisse, von denen muslimisch gelesene Mädchen betroffen sind, werden im Kontext anderer Hinwendungsfaktoren zum Islamismus besprochen und der Frage nachgegangen, wie Polizei Musliminnen systematisch und situativ vor bedrohlichen Erlebnissen schützen kann. Dabei wird auch die eigene Rolle betrachtet: Die Teilnehmenden erarbeiten Möglichkeiten für konstruktive Hilfestellungen im öffentlichen Raum, die seitens der Polizei mitgeleistet werden können, um situationsbezogenen Auswirkungen von gesellschaftlichen Benachteiligungs- und Frustrationserfahrungen entgegenzuwirken. Zudem werden Kommunikations- und Deeskalationsstrategien vorgestellt und durch spezifische Methodengrundsätze des deeskalierenden Auftritts bei gleichzeitiger Wahrung der persönlichen Präsenz vermittelt.
Veranstaltungsort
Berlin
Datum und Uhrzeit
Die Fortbildung findet am 25. und 26. April 2024 statt, jeweils von 9 bis 17 Uhr.
Referent*innen
Die Fortbildung wird durchgeführt von Referent*innen aus der Präventions- und Interventionspraxis im Bereich islamistisch begründeter Extremismus und Rechtsextremismus in genderreflektierter Perspektive, aus Islamwissenschaften, Sozialpädagogik sowie aus der Anti-Gewalt- und Deeskalationsarbeit.
Anmeldung
Auf dieser Seite können Sie sich für die Fortbildung anmelden. Die Fortbildung wird gefördert durch die Berliner Landeskommission gegen Gewalt im Rahmen des Projekts MiA – Mädchen im Austausch.