Fachstelle zur Prävention und Bildungsarbeit im Themenbereich Verschwörungserzählungen

In Krisenzeiten greifen Menschen häufig auf Verschwö­rungs­erzählungen zurück, um sich die komplexen Geschehnisse und veränderten Dynamiken zu erklären. Mit neuen Krisen gehen deshalb neue konspirative Erzählungen einher. Die Funktions- und Wirkungs­weise von Verschwörungs­erzählungen aber bleibt im Wesentlichen gleich. Weil Verschwörungs­erzählungen häufig an menschen­feindliche Ideologien anschluss­fähig sind, können sie als Radika­lisierungs­beschleuniger dienen und eine Gefahr für demokratische Gesell­schaften darstellen.

Um adäquat und professionell auf die Verbreitung des Verschwö­rungs­glaubens reagieren zu können, müssen sowohl seine gesell­schaft­lichen als auch die politischen und sozial­psychologischen Dimensionen in den Blick genommen werden. Auch für Sozial­arbeitende und Erwachsenen­bildner*innen wird es zunehmend wichtiger, neben einem fundierten Wissen über die Struktur und aktuellen Erscheinungs­formen von Verschwörungs­erzählungen ebenso Kenntnisse über spezifische pädago­gische Heraus­for­derungen und daraus entstehende Handlungs­möglichkeiten in diesem Phänomen­bereich zu erlangen.

Fortbildungen und Workshops zum Umgang mit Verschwörungserzählungen

Von 2021 bis 2024 hat Cultures Interactive deshalb gleich mehrere Angebote für den pädagogischen Umgang mit Verschwörungserzählungen umgesetzt: In einem jährlich stattfindenden Zertifizierungskurs wurden pädagogische Fachkräfte zu Multiplikator*innen im Themenfeld Verschwörungs­erzählungen weitergebildet. Außerdem fanden kürzere Workshops und Fortbildungen für Fachkräfte der Jugendhilfe und der politischen Bildung sowie für Jugendliche statt. Um den Austausch zur politischen Bildung rund um Verschwörungserzählungen zu stärken, hat Cultures Interactive zudem ein entsprechendes Netzwerk pädagogischer Fachkräfte und politischer Bildner*innen koordiniert. Die in den verschiedenen Fortbildungen und Workshops erprobten Methoden für die politische Bildungsarbeit wurden 2024 in einem Methodenhandbuch veröffentlicht.

Zertifizierungskurs für pädagogische Fachkräfte

Der Zertifizierkungs fand von 2021 bis 2024 jährlich statt und richtete sich an pädagogische Fachkräfte, politische Bildner*innen sowie Multi­plikator*innen aus Jugend­(sozial)­arbeit und Jugendhilfe. In sechs Modulen setzten sich die Teilnehmenden darin unter anderem mit der Geschichte von Verschwörungs­erzählungen, ihrer psychologischen Wirkung sowie Verknüpfungen zu Rechts­extremismus und Antisemitismus ebenso wie zu Desinformation auseinander. Mit der Weiterbildung wurden die Teilnehmenden außerdem in die Lage versetzt, selbst in ihrer Region andere zum Umgang mit Verschwörungs­erzählungen in Jugend­arbeit und Erwachsenen­bildung weiterzubilden. Neben der Vermittlung von Wissen zu Verschwörungs­erzählungen wurden deshalb auch Methoden ausprobiert, die sich für die Weiter­bildung von Erwachsenen in diesem Themenfeld eignen.

Workshops für Jugendliche

Jugendliche kommen regelmäßig mit Verschwörungs­erzählungen in Kontakt: über ihre Eltern, über Freund*innen und die Medien, die sie konsumieren. Diese Erzählungen können Jugendliche faszinieren, weil darin komplexe Zusammen­hänge vereinfacht und vermeintlich erklärt werden. Verschwörungs­ideologien vermitteln zudem das identitäts­stiftende Gefühl, über ein Spezialwissen zu verfügen und einer besonderen Gemeinschaft anzugehören.

Um mit Jugendlichen zu Verschwörungs­erzählungen zu arbeiten, hat Cultures Interactive daher interaktive und methodisch vielfältige Workshops angeboten. Darin ging es – je nach vorhandenem Wissen und Bedarfen der Jugendlichen – darum, was Verschwörungs­erzählungen ausmacht und welche Funktion sie erfüllen. Ebenso wurden Verbindungen zu Antisemitismus, Rechtsextremismus und Desinformation thematisiert oder der Umgang mit Verschwörungs­glauben vertieft. Die bundesweit stattfindenden Workshops ermöglichten eine lebensweltlich orientierte Auseinander­setzung und konnten so die Widerstands­kraft im Umgang mit Verschwörungs­erzählungen stärken.