Handlungskonzept für Jugendarbeit und Schule im Umgang mit demokratie- und menschenfeindlichen Haltungen
Auf Tiktok verbreiten sich Hass und Hetze, neonazistische Jugendgruppen nutzen Social Media gezielt, um Jugendliche für Proteste zu mobilisieren. Mehr als 20 Prozent der 18- bis 27-jährigen stimmen inzwischen menschenfeindlichen Aussagen zu. Diese Entwicklungen zeigen sich auch in Einrichtungen der Jugend(sozial)arbeit sowie in Schulen.
Das Erkennen und Einordnen von demokratie- und menschenfeindlichen Haltungen oder auch rechtsextremen Tendenzen bei Kindern und Jugendlichen sowie der angemessene Umgang damit stellen Fachkräfte aus Jugendarbeit und Schule zunehmend vor große Herausforderungen. Cultures interactive e.V. hat ein systematisches Handlungskonzept entwickelt, das die selbständige und verantwortliche Bearbeitung von gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit (GMF) und Rechtsextremismus in pädagogischen Teams ermöglicht. Dabei wird Hintergrundwissen zu aktuellen rechtsextremen (jugendbezogenen) Phänomenen, zu Hinwendungs- und Radikalisierungsmotiven auch unter Genderaspekten verbunden mit der Vermittlung von Ansätzen und Methoden der pädagogischen Prävention- und Intervention.
Aufbauend auf einem Stufenplan wird im Fortbildungskurs spezifisches Sach- und Handlungswissen weitergegeben und auf Praxisfälle angewendet. Die Teilnehmenden entwickeln gemeinsam fallbezogene Maßnahmen und Handlungs-konzepte, um die Handlungssicherheit zu stärken.
Der Fortbildungskurs
- Die Reihe umfasst fünf zweitägige Module mit insgesamt 80 Stunden und zehn zusätzlichen Stunden für die eigene Vor- und Nachbereitung sowie gestellte Aufgaben.
- Die Qualifizierung legt hohen Wert auf Praxisbezug und arbeitet deshalb mit den Fällen und Arbeitskontexten der Teilnehmenden.
- Eine kollegiale und wertschätzende Arbeitsatmosphäre liegt uns am Herzen.
- Der Kurs kontextualisiert Rechtsextremismusprävention im Handlungsfeld Jugend- und Schulsozialarbeit. Er stellt keine Einführung in Antidiskriminierungs- oder kritische Bildungsarbeit dar.
- Alle Teilnehmenden erhalten eine Teilnahmebescheinigung. Eine Zertifizierung kann mit der Präsentation der Fallarbeit und des erarbeiteten Konzepts sowie der Teilnahme an mindestens acht von zehn Seminartagen erlangt werden.
- Der Qualifizierungskurs ist in Berlin und Brandenburg als Bildungsurlaub anerkannt. Bei Interesse kann auch in weiteren Bundesländern eine Anerkennung beantragt werden.
Interessiert?
Format: Modulare Fortbildung
Zielgruppe: Pädagogische Fachkräfte aus Jugendarbeit, Bildung und Prävention
Termine:
Modul 1 - 19.-20.03.2026 (Do. & Fr.), 10 - 18 Uhr
Modul 2 - 16.-17.04.2026 (Do. & Fr.), 10 - 18 Uhr
Modul 3 - 07.-08.05.2026 (Do. & Fr.), 10 - 18 Uhr
Modul 4 - 04.-05.06.2026 (Do. & Fr.), 10 - 18 Uhr
Modul 5 - 02.-03.07.2026 (Do. & Fr.), 10 - 18 Uhr
Veranstaltungsort: SFBB – Sozialpädagogisches Fortbildungsinstitut Berlin-Brandenburg
Kosten: 300€
Anmeldung:
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Fragen:
Fragen zum Qualifizierungskurs beantworten wir gerne unter kontakt@farp.online
Die Module
Im ersten Modul findet einführend eine inhaltliche Auseinandersetzung mit rechtsextremen Erlebniswelten, aktuellen Stilen, Formen der Hassäußerungen sowie deren jugendkulturellen Ausdrucksformen, Codes, Musikrichtungen und Graubereichen dieses Phänomenbereiches statt. Eine eingehende Beschäftigung damit ist Voraussetzung für die diesbezügliche Präventionsarbeit. Ein zentraler Aspekt ist dabei die Bedeutung von Geschlecht bzw. Geschlechterrollen im Rechtsextremismus. Zudem wird der fünfstufige Interventionsplan vorgestellt und in die modulbegleitende Fallarbeit eingeführt.
Inhalt des zweiten Moduls ist die Vermittlung von Hintergrundwissen zu sozialen, sozialräumlichen und biografischen Risikofaktoren sowie subjektiven Beweggründen in der Hinwendung von Jugendlichen zum Rechtsextremismus, um persönliche Motivlagen von Jugendlichen aus dem eigenen Arbeitskontext besser einschätzen zu können. Auch hier wird eine genderreflektierte Perspektive eingenommen. Unterstützende Arbeitsmaterialien und Methoden für eine Situationsanalyse werden angeboten und Techniken einer offen-nachfragenden Gesprächsführung vorgestellt und eingeübt. Dabei werden auch Fragen der eigenen Haltung und Positionierung diskutiert.
Im dritten Modul geht es darum, Voraussetzungen zu reflektieren, die für eine effektive Rechtsextremismusprävention unabdingbar sind. Einen Schwerpunkt bildet dabei die Reflexion von Herausforderungen und Grenzen der eigenen Arbeit sowie die Stärkung persönlicher Ressourcen und der Aufbau ebenso wie die Entwicklung kollegialer und sozialräumlicher Unterstützungsmöglichkeiten. Die Methode der kollegialen Fallberatung wird vorgestellt und erprobt. Ansätze der Netzwerk-, Ressourcen-, und Sozialraumorientierung und des Empowerments ergänzen das Methodenrepertoire.
Nachdem eine tiefere Einschätzung von Herausforderungen und Möglichkeiten erfolgt ist, kann nun mit der Planung notwendiger Interventionsmaßnahmen und begleitender Präventionsmaßnahmen begonnen werden. Inhaltlich werden Ansätze der Präventions-, Distanzierungs- und Ausstiegsarbeit vorgestellt und diskutiert, welche Maßnahmen mit welchen Jugendlichen bzw. Jugendgruppen sinnvoll sind. Ergänzt werden juristische Grundlagen zu den Themen der politischen Neutralität, der Meinungsfreiheit sowie strafrechtliche Tatbestände. Anhand von Arbeitsmaterialien erarbeiten die Teilnehmenden fallbezogen eigene Ziel- und Maßnahmenpläne sowie Indikatoren, um die Zielerreichung selbst einschätzen zu können.
Im letzten Modul wird die Umsetzung von Methoden praktisch eingeübt. Konkrete lebensweltorientierte Methoden der Präventionsarbeit, insbesondere aus jugendkultureller-, politischer Bildungs-, sowie sozialtherapeutischer Arbeit, werden gemeinsam angewendet. Dabei werden Hintergründe zu verschiedenen Jugendkulturen, Methoden der menschenrechtsorientierten Jugendkulturarbeit und des Umgangs mit Ungleichwertigkeitsvorstellungen vertieft vorgestellt. Abschließend stellen die Teilnehmenden eigene Maßnahmenpläne und Übungseinheiten für die Arbeit mit Jugendlichen vor.