Hako_reJu goes University

Verantwortlich Handeln im Umgang mit Rechtsextremismus in der Sozialen Arbeit

Studienbegleitende Zusatzqualifizierung zum Umgang mit rechtsextremen Phänomenen in verschiedenen Bereichen der Sozialen Arbeit und formalen Bildung

HaKo_reJu, das Handlungskonzept für die Arbeit mit rechtsaffinen Jugendlichen in der offenen Jugendarbeit und formalen Bildung als studienbegleitende Qualifizierung, zertifiziert von cultures interactive e.V.; unter Mitwirkung des Kompetenzzentrum Rechtsextremismus der FSU Jena, der FH Ernst Abbe Jena und der FH Erfurt; gefördert von der Bundeszentrale für politische Bildung

Fragestellungen des Seminars

Das Ziel des Seminars war es, zukünftigen Pädagog*innen Möglichkeiten an die Hand zu geben, verantwortlich mit rechtsextrem gefährdeten und orientierten Jugendlichen umgehen zu können und Handlungssicherheit zu gewinnen. „Rechte“ einfach auszuschließen löst in der Regel wenig, trotzdem sind Grenzen in der Arbeit nötig. Aber wie können das Klassensetting, Jugendeinrichtungen und ihre Angebote so gestaltet werden, dass sie die Entfaltung von demokratischen und weltoffenen Haltungen fördern? Was ist unabdingbar, um einen respektvollen, zivilgesellschaftlichen Rahmen für alle zu gewährleisten? Welche pädagogischen Zugänge, Methoden, Grenzen und gesellschaftspolitischen Themen haben sich als besonders erfolgreich für die Arbeit erwiesen? Welche Hilfestrukturen lassen sich für die Jugendarbeiter*innen mobilisieren?

Zu diesen und weiteren Fragestellungen wurden im Rahmen des Projekts Hako_reJu ein Handlungskonzept zum Umgang mit rechtsaffinen Jugendlichen entwickelt. Dieses beinhaltet neben einem detaillierten Interventionsplan diese Qualifizierungsreihe für Studierende der Erziehungswissenschaft, der Sozialen Arbeit und des Lehramts. Bei der Entwicklung waren Praktiker*innen aus der offenen und aufsuchenden Jugendarbeit, Fachexpert*innen aus regionalen Beratungsnetzwerken sowie Wissenschaflter*innen aus Politikwissenschaft, (Sozial-) Pädagogik, Sozialpsychologie und der Fachstelle Gender und Rechtsextremismus beteiligt. Gemeinsam wurden interdisziplinär Bedarfe ermittelt, praxisnahe Handlungsoptionen entwickelt und in der Praxis erprobt.

Qualifizierungsziele

  • rechtsextreme Gefährdungslagen wahrnehmen und einschätzen
  • Ressourcen, Potentiale und Grenzen erkennen
  • Systematisch Handlungsschritte entwickeln, durchführen und evaluieren
  • Handlungskompetenzen für eine konsequente Menschenrechts-orientierte Jugendarbeit

Qualifizierungsinhalte

  • Reflexion der eigenen Haltung und Rolle im pädagogischen Prozess
  • Dimensionen von Vorurteilen, Demokratiefeindlichkeit und Rechtsextremismus
  • Methoden der Situationsanalyse und Einschätzung von Individuen, Gruppenprozessen und Sozialräumen
  • Planung von gezielten Handlungsschritten für das eigene / angestrebte Tätigkeitsfeld
  • Nutzung von Unterstützungs- und Sicherheitsstrukturen für die eigene (zukünftige) Arbeit
  • Umsetzung von notwendigen Interventionen und Präventionsmaßnahmen bei menschenfeindlichen oder rechtsextrem-orientierten Phänomenen
  • Pädagogische Interventionstechniken: Verstehend-nachfragend, biografisch-narrativ, zugewandt-kritische Haltung
  • Methoden der politischen Bildung für ein proaktives Arbeiten in den Schwerpunktmodulen: Demokratiepädagogik, Soziales Lernen und Empowerment, Genderreflektierte Zugänge, Menschenrechtsorientierte Jugendkulturarbeit
  • Evaluation der Arbeitsschritte

Lern- und Vermittlungsformen

  • Fachvorträge und theoretische Wissensvermittlung
  • Übungen: Methoden und Techniken zur Situationsanalyse, zur teilnehmenden Beobachtung sowie zur qualitativen Datensammlung und Recherche wurden anhand von Paar- und Kleingruppenarbeit eingeübt und durch Arbeitsmaterialien des Handlungskonzepts unterstützt
  • Fallarbeit: Auf Grundlage der Arbeitsschritte des "Hako_reJu"-Handlungskonzepts entwarfen die Teilnehmer*innen spezifische Interventionspläne für ihren Arbeitsbereich, die im Qualifizierungsprozess um die spezifischen Themen der jeweiligen Module ergänzt wurden.
  • Rollenspiele: Die erlernten pädagogischen Zugänge wurden in Rollenspielen anhand von Konfliktfällen aus der Praxis der Teilnehmer*innen eingeübt.
  • Projektarbeit: Entwicklung von Modellen und Angeboten einer menschenrechtsorientierten Jugendarbeit für ein pädagogisches Arbeitsfeld
  • Feedback: Die Teilnehmenden erhielten regelmäßig Gelegenheit Rückmeldung im Gruppenprozess zu geben und bekamen konstruktives Feedback durch die Qualifizierungsleitung und die Gruppe.
  • Hospitation: Möglichkeit zur Mitarbeit an Schulprojekttagen, Workshops, Coachingprozessen u.a. in Begleitung von Teamer*innen von cultures interactive e.V.

Zeitlicher Rahmen

Die Qualifizierung fand in Form eines praxisnahen Blockseminars in der vorlesungsfreien Zeit im WS 2014/15 statt und war in fünf zweitägige Module entsprechend des Handlungskonzepts aufgeteilt. Fakultativ konnte zur Erprobung der erworbenen Fähigkeiten eine Hospitation in Kooperation mit erfahrenen Teamer_innen von cultures interactive e.V. angeschlossen werden.

Projektlaufzeit 

01.10.2014 bis 31.12.2015

Förderung

gefördert durch die Bundeszentrale für politische Bildung